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Frank Goosen //

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Bringt mir den nächsten!

Italien gegen Spanien, eigentlich eine legitime Finalpaarung, diesmal aber nur ein Achtelfinale. Der italienische Trainer Antonio Conte sieht aus wie ein Darsteller in einem Spaghetti-Western. Diese harten, stahlblauen Augen, die markanten Grübchen, der spöttische Zug um den Mund - ein Nachfahre Franco Neros. Dem möchte man nicht auf einer staubigen Mainstreet begegnen. Während du dich noch fragst, ob der mit seinem albernen Poncho, der in dieser Hitze ohnehin ziemlich übertrieben ist, wirklich so schnell ziehen kann, wie alle von hier bis Albuquerque behaupten, frisst du auch schon Dreck, und Conte entzündet das Streichholz für seinen nächsten Zigarillo an deinem Stiefel.

Als die Italiener aufs Feld kommen, denke ich an „Leichen pflastern seinen Weg“. Bei den Spaniern muss ich daran denken, wie die Kinder zum ersten Mal versucht haben, alleine Spaghetti mit Ketchup zu essen. Egal, was der Trikotdesigner der Spanier genommen hat, er sollte Finger davon lassen!

Die Italiener erledigen den Job nach dem Motto: „In dieser Stadt ist nicht genug Platz für uns beide, Fremder!“ und knallen die Iberer mit 2:0 kaltblütig ab. Am Samstag geht es dann gegen Deutschland. Showdown in Bordeaux. „Spiel mir das Lied vom Tod“ gegen „Der Schatz im Silbersee“. Man darf gespannt sein.

Spannend wäre es ja, wenn Italien als nächstes gegen Island spielen würde. Ein Duell zwischen einem Django und einem Sowiesosson sähe wahrscheinlich so aus: Der Isländer lässt sich von Django in aller Seelenruhe eine Kugel verpassen, puhlt sie sich mit bloßen Händen aus dem Bauch - und wirft sie seinem Gegenüber genau zwischen die Augen. Die Wunde wird mit einem handelsüblichen Bürotacker verschlossen, und dann heißt es: „Bringt mir den nächsten!“

Dass das Siegtor für Island ausgerechnet Sigthorsson erzielt, möchte ich gar nicht kommentieren. Aber ich finde es wird Zeit für einen Band „Asterix auf Island“, der Name ist comicfähig.

Außerdem ist gestern Bud Spencer gestorben. Der glänzte zum Beispiel in dem Italowestern „Hügel der blutig Stiefel“. Klingt wie eine Doku über Iniestas Schuhschrank.

Hier sehen Sie übrigens den ersten Entwurf für das Trikot der Spanier:

Die Wade hat geöffnet

Deutschland-Slowakei gestern war von edler Langeweile. Nein, das ist nicht ganz richtig. Es passierte eine Menge, die Weiß-Schwarzen spielten sich einen Haufen Torchancen heraus, und das sehr ansehnlich. Es kam nur kein echter Nervenkitzel auf. Den Gegner hatte man im Griff wie eine First-Class-Domina einen leadership-gestressten Banker, der endlich mal loslassen will.

Es blieb Zeit und Muße für Gespräche. Zum Beispiel über den Rasen. Der wurde erst einige Tage zuvor verlegt und sah auch so aus. Und kommt aus Holland. Darauf der Zweitgeborene: „Die Holländer wollten eben auch bei der EM dabei sein.“ Habe ich schon mal erwähnt, dass ich sehr stolz auf meine Kinder bin?

Das Schizophrene an Länderspielen ist ja, dass man hier Spielern zujubelt, die sonst bei Vereinen spielen, die man blöd findet. Auch ich gebe zu, dass es mir sehr viel leichter fällt, die Klasse eines Jerome Boateng anzuerkennen, ja zu genießen, wenn er nicht das Bayerntrikot trägt.

Ein Tor hat er auch noch gemacht. Jubelnd sprang er Doktor Müller-Wohlfahrt und den Physios in die Arme. Boatengs Wade war ja tagelang „zu“ gewesen. Dank des medizinischen Personals hat sie wieder geöffnet.

Mesut Özil hat auch noch einen Elfer verschossen. Wahrscheinlich, weil ihm beim Anlaufen durch den Kopf schoss: „Verdammt, ich spiele im falschen Verein!“ Jedenfalls lässt dieses Foto die Vermutung aufkommen:

Freilaufende Königssöhne

Zwei Tage Entwöhnung vom Fußball, man wird ja ganz rappelig. Gestern dann gleich mal wieder drei Spiele. Schweiz-Polen wird ganz munter. Shaquiri verwöhnt uns mit einem Fallrückzieher-Tor, die Schweiz scheidet aber trotzdem im Elfmeterschießen aus. Schade, aber ich kenne so viele nette Polen, da ist es auch in Ordung, dass die weiterkommen.

Wales gegen Nordirland verhält ist dann schon wieder fußballerisches Knäckebrot. Aber sie singen so schön. Am liebsten, dass Will Grigg brennt. Aber der durfte wieder nur auf der Bank lodern. Wales gewinnt 1:0 durch ein nordirisches Eigentor. Passt zum Spiel.

Die nordirischen Fans singen im Pariser Prinzenpark noch zwanzig Minuten nach dem Spiel. So geht das! Prinzenpark ist ja einer der schönsten Stadionnamen. Ich sehe da immer freilaufende Königssöhne auf ausgedehnten Grünflächen grasen.

War das Wales-Spiel schon weitgehend genussfrei, entpuppt sich der vermeintliche Kracher Kroatien gegen Portugal geradezu als Appetitzügler. Da gehen die Gedanken auch beim Nachwuchs auf Reisen. „Wer ist der Lieblingssänger der Kroaten?“, fragt nach ein paar Minuten der Zweitgeborene. Sein Bruder runzelt erst die Stirn, stöhnt dann auf und sagt: „Klar: Cro!“ Nur Vattern hockt mal wieder breitärschig auf der Leitung. Die Jungs zeigen auf die Anzeige der Spielpaarung am rechten oberen Bildrand. CRO-POR.

Dass der VfL Bochum 1848 wie bei jedem Spiel auch diesmal wieder dabei war, dokumentiert dieses Foto:

Kurz nach der Halbzeit dämmern wir alle weg. Ich träume von all den Minikicker-Spielen früher, die jedes einzelne mitreißender waren als dieser Trauerkick. Blasierte freilaufende Königssöhne! Ich will aber hackende Bauern! Fünf Minuten vor Ende der Verlängerung schrecke ich hoch. Der erste Torschuss der Kroaten! Kurz darauf treffen sie den Pfosten, aber der Konter führt zum Siegtor der Portugiesen. Die Kinder tragen sich gegenseitig ins Bett. Mein Plan für morgen: Dringend über Hobby nachdenken!

Die Stille in Hachenburg

Seit über zwanzig Jahren bin ich beruflich auf Tour, aber ich hatte noch nie ein Hotel ganz für mich allein. Heute Nacht in Hachenburg war es so weit. Fachwerk, vier Zimmer, überaus geschmackvoll eingerichtet, eine Küche, eine Nachbarskatze, keine Rezeption, die Chefin wohnt woanders. Will ich hier überhaupt noch mal weg? Vorteile: W-lan, gutes Wetter, geringe Wahrscheinlichkeit islamistischer Attentate. Vor allem aber: Stille! Ein paar Meter weiter steht weiteres Fachwerk zum Verkauf. Und ich habe meine EC-Karte dabei…

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